wO-Heimspiel
Nach der Gewinnwarnung: Setzt Gerresheimer jetzt zur Aufholjagd an?
Auch an der Börse liegen die besten Chancen oft näher als gedacht und abseits des Mainstreams! Im wO-Heimspiel stellt die Redaktion regelmäßig spannende Anlagechancen aus der Welt der deutschen Nebenwerte vor.
- Gerresheimer: Gewinnwarnung führt zu 20% Kursrückgang.
- Umsatzprognose sinkt auf 3-4% Wachstum, EBITDA gesenkt.
- Analystin sieht Comeback-Chancen trotz aktueller Unsicherheiten.
- Report: Die USA haben fertig! 5 Aktien für den China-Boom

Schlechter hätte die Woche für den Verpackungsspezialisten Gerresheimer nicht starten können. Am Montag überraschten die Düsseldorfer mit einer Gewinnwarnung und schickten die eigene Aktie auf Talfahrt - zeitweise lag das Minus bei über 20 Prozent.
Eine schwache Markterholung sowie die Überschwemmung eines Werks in den USA ließen das Management zurückrudern. "Wir hatten mit einer deutlich stärkeren Wachstumsbelebung gerechnet", musste CEO Dietmar Siemssen in einer Mitteilung am Montag einräumen.
Anstatt eines Umsatzplus von 5 bis 10 Prozent geht das Unternehmen jetzt nur noch von 3 bis 4 Prozent aus. Das bereinigte EBITDA soll nun noch zwischen 415 und 430 Millionen Euro liegen. Bislang hatte das Unternehmen zwischen 430 und 450 Millionen Euro anvisiert. Für das Geschäftsjahr 2025 wird ein organisches Umsatzwachstum von 7 bis 10 Prozent erwartet, die bereinigte EBITDA-Marge soll bei etwa 22 Prozent liegen.
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Gerresheimer profitiert als Hersteller von Verpackungen, Ampullen und Glasspritzen von verschiedenen Boomphasen den Biotech-Marktes. Die Aktie gehörte im Jahr 2020 zu den großen Gewinnern des Corona-Booms an der Börse. Auch beim Hype um die begehrten Abnehmspritzen von Novo Nordisk und Eli Lilly möchte Gerreseheimer mitverdienen und sich ein größeres Stück vom Kuchen sichern. Mittelfristig möchte das Unternehmen 350 Millionen Euro in dem Segment einnehmen.
Doch an der Börse haben die ambitionierten Ziele bislang kaum eine Wirkung entfaltet. In den vergangenen 12 Monaten – und vor dem 20 Prozent Rücksetzer vom Dienstag – ist die Aktie in ihrer Seitwärtsrange gefangen. Mit einem Verhältnis von Unternehmenswert zu operativem Gewinn von 8,8 für das Geschäftsjahr 2024 notiert die Gerresheimer-Aktie deutlich unter dem Branchendurchschnitt von etwa 22, was trotz der Warnungen der Wettbewerber auf eine Erholung hindeuten könnte.
Beste Voraussetzungen also für ein Comeback der Aktie? Victoria Lambert, Analystin bei Berenberg, glaubt daran, auch wenn sie nach dem Kurssturz ihr Ziel für die Aktie erst einmal von 125 auf 100 Euro gesenkt hat.
Die Bedenken der Investoren konzentrieren sich laut Lambert auf drei Hauptaspekte: Erstens auf das späte Timing der Gewinnwarnung, insbesondere im Vergleich zu Wettbewerbern, die ihre Prognosen früher im Jahr senkten. Zweitens leide die Glaubwürdigkeit des Managements, da bei Investorenkonferenzen im September keinerlei Warnsignale gesendet wurden. Drittens sei die Unsicherheit groß, was eine Erholung der Nachfrage nach Injektionsfläschchen betrifft.
Doch sollte die Visibilität zunehmen, wenn vertraglich gesicherte Geräteverkäufe stärker zu den Gesamterlösen beitragen. Auch die derzeitige Bewertung der Aktie bietet laut der Analystin eine attraktive Chance. Besonders positiv bewertet Lambert den mittelfristigen Ausblick. Hier könnten neue Verträge, insbesondere im Zusammenhang mit GLP-1-basierten Therapien, wie Spritzen und Autoinjektoren, bis 2025/2026 deutliche Umsatzimpulse geben.
In den kommenden Monaten stehen wichtige Meilensteine bevor, die den Kurs der Gerresheimer-Aktie beeinflussen könnten. Dazu gehört die Veröffentlichung der Phase-3-Daten von CagriSema im November oder Dezember. Lambert sieht hier Chancen für Gerresheimer, da das Unternehmen zusammen mit Stevanato als einer der wenigen Anbieter in der Lage ist, die erforderlichen Dual-Chamber-Spritzen zu liefern. Zudem wird der Abschluss der Übernahme von Bormioli im vierten Quartal erwartet, was eine strategische Überprüfung des Geschäfts mit geformtem Glas nach sich ziehen dürfte.
Autor: Julian Schick, wallstreetONLINE Redaktion
Die Gerresheimer Aktie wird zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der Nachricht mit einem Plus von +4,04 % und einem Kurs von 79,80EUR auf Tradegate (04. Oktober 2024, 22:26 Uhr) gehandelt.

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