Heute fand in München die Hauptversammlung für das abgelaufene Geschäftsjahr 2023/24 statt.
Ich habe an der HV teilgenommen und veröffentlichte hier nun meinen Bericht, den ich während meiner Rückfahrt im ICE verfasse.
Er beinhaltet Aussagen von Frau Maile, Herrn Ermel sowie der anwesenden Aktionäre.
Ich gebe es so wieder wie ich es verstanden habe.
Zur Begrüßung gab es bei der Anmeldung ein kleines Tütchen mit 5 Pralinen zum 40. Geschäftsjahrjubiläum.
In ihrer Rede führte Frau Maile aus, dass im letzten Geschäftsjahr einige Herausforderungen zu meistern gewesen seien.
Abkühlung der Märkte, Ukrainekrieg, Kostensteigerungen, Zurückhaltung der Unternehmen bei Investitionen, ausbleibende Konjunkturerholung.
Dennoch sei mit einem Umsatz von 95 Mio Euro (davon 60 % mit Datenvisualisierung, 40 % mit Stromversorgungen) und einem Ebit von 7,1 Mio Euro wieder ein respektables Ergebnis erzielt worden (1,63 Euro/ Aktie), wofür ausdrücklich auch den inzwischen 243 Mitarbeitenden gedankt wurde.
Einige Bilanzkennzahlen wurden von Frau Maile näher erläutert.
Danach betrage das Eigenkapital zum 30.06.24 57,8 Mio Euro, die liquiden Mittel lägen bei 22,3Mio Euro und die Bankverbindlichkeiten bei nur 1 Mio Euro.
Positiv wurde die Entwicklung im Bereich robuster Stromversorgungen (Defence) vorgestellt, wo es lfd. Aufträge gegeben habe.
Insgesamt mache der Defencebereich bei Fortec inzwischen rd. 10 % des Umsatzes aus. Aus diesem Bereich stamme auch der zweitgrößte Kunde im Kundenportfolio.
Gut entwickelt habe sich auch der Standort in Ägypten. Von hier aus könne man den mittleren Osten sowie Nordafrika angehen.
Als Beispiel wurde eine Zusammenarbeit mit der Firma EZZ Medical (https://www.linkedin.com/company/ezzmedical-ezz-medical-industries) vorgestellt, für die Fortec eine Kombination aus Stromversorgung und Display für Beatmungsgeräte entwickelt habe.
Herr Ermel erwähnte weitere Projekte in Ägypten und Marokko im Bereich Bahninfrastruktur, wo Fortec vom Angebot und Preis her ganz vorne mit dabei gewesen sei.
Letztlich seien die Aufträge nicht an Fortec gegangen, da die Firma dort noch zu unbekannt sei.
Es werde daran gearbeitet, den Bekanntheitsgrad zu erhöhen (z.B. Teilnahme an Messen). Man sei mit den örtlichen Gesellschaften weiter im Kontakt, um hier ggfs. künftig an Projekten beteiligt zu werden. Das klang schon spannend.
Es wurden auch noch weitere Projekte vorgestellt, so habe Fortec ein Bedienelement für Polizeihubschrauber entwickelt oder ein Display für ein Hämodialyse-Gerät, welches mit Handschuhen bedienbar ist.
Vorgestellt wurde auch die Strategie 'Strong Together 2030".
1. Marktpositionierung und Geschäftsfokus:
Hierunter sehe man das Ziel, führender Elektonik Systemlieferant für die Bereiche Medical, Defence, Transport und Industrie zu werden.
Der Anteil der reinen Distribution solle dabei dann weniger als 25 % der Umsätze ausmachen.
Zunehmen sollen die höhermargigen Umsätze mit Entwicklung, Lösungen und Produktion.
Der Name Fortec solle zunehmend als Hauptmarke auftreten.
2. Globale Präsenz und Markterschließung:
Die Märkte in den USA, Europa und im mittleren Osten sollen weiter erschlossen bzw. aufgebaut werden.
3. Nachhaltigkeit und Kundenzentrierung:
Hierunter wurden die Begriffe CO2-Neutralität, Local to Local, One face to the customer genannt.
Ziel ist der Status ECO-Vadis Platin (https://support.ecovadis.com/hc/de/articles/210460227-Erl%C3%A4uterungen-zu-EcoVadis-Medaillen-und-Abzeichen), was gut für die Kundenaquise sei.
4. Innovation und Talententwicklung:
Genannt wurden hier
- tiefe Wertschöpfung
- Digitale Lead-generation
-Junge Talente-programm
-Teil Konsolidierung der Produktion in Europa
Mit Spannung wurden die Aussagen zur Prognose und dem Ausblick erwartet, nachdem Fortec am 07.02.2025 die Jahresprognose (Umsatz 80 bis 95 Mio Euro, bisher 95 bis 110 Mio Euro, EBIT 4 bis 6 Mio Euro bisher 6 bis 8 Mio Euro) gesenkt hatte.
Vorgestellt wurden nochmals die Zahlen für das 1 Quartal (Umsatz 17,5 Mio Euro nach 26,6 Mio Euro, EBIT -0,2 Mio Euro nach 3,5 Mio Euro) und das Halbjahr zum 31.12.2024 (Umsatz 36 Mio Euro nach 47 Mio Euro, EBIT 0,2 Mio Euro nach 4,5 Euro).
Man habe den Zeitpunkt bewusst vor der Hauptversammlung gewählt, um hierüber sprechen zu können.
So wie ich es verstanden habe, sind mehrere Punkte zusammen gekommen, die eine Prognoseanpassung notwendig gemacht haben.
- Geopolitische Unsicherheiten
- Weiterhin unsichere wirtschaftliche Lage
- Handelsbarrieren
- Gesetzliche Regularien
- Aufbau alternativer Beschaffungsmärkte
Zur näheren Erläuterung wurden auch konkretere Vorgänge beschrieben.
- Ein Kunde aus der Medizintechnik konnte seinerseits die Produkte nicht verkaufen (3,5 Mio Euro)
- Ein Kunde von Verkaufsautomaten habe die erwartete Bestellung final doch nicht erteilt.
- Ein Zulieferer aus Taiwan sei direkt an den Kunden herangetreten und habe Fortec somit übergangen ( 1,8 Mio Euro)
- Ein Kunde aus der Medizintechnik habe das geplante Projekt wegen Regularien abgesagt, da nicht mehr machbar.
- Rückgang der Summe der Einzelbestellungen
- Teilweise weiterhin hohe Lagerbestände bei den Kunden, die noch abgebaut werden müssten.
Was den weiteren Jahresverlauf betreffe, gehe man von einer Verbesserung aus.
Auftragseingang und Auftragsbestand seien auf einem hohen Niveau.
Man habe interessante Produkte im Portfolio. Hierzu würden zunehmend auch KI basierte Produkte gehören.
Erwähnt wurde z. B. die Entwicklung eines robusten Brandlastmonitors für die Marine, der Erschütterungen von 10 G aushalten könne.
Oder auch LED Netzteile für Gebäudebeleuchtungen, die im mittleren Osten eine große Bedeutung hätten.
Mit Stolz wurde darauf hingewiesen, dass es nun gelungen sei, die 2 größten Hersteller der Welt für Stromversorgungen im Portfolio zu haben.
Bisher habe sich dies ausgeschlossen, da die Hersteller dies nicht zugelassen hätten.
Fortec könne am Markt die notwendigen Preise durchsetzen.
Man würde eher auf ein Geschäft verzichten, als eine zu geringe Marge zu akzeptieren.
Allein im Januar 2025 sei ein Umsatz von 10 Mio Euro erzielt worden.
So gab es unter den anwesenden Aktionären eher Verständnis als Kritik für die gesenkte Prognose.
Einige hatten auch eine deutlich schlechtere Entwicklung mit Verlusten erwartet.
Intensivere Nachfragen gab es zum Erreichen des Umsatzzieles von 120 bis 130 Mio Euro bis 2030.
Ein Aktionär stellte das Erreichen in Frage, Fortec hält es hingegen für machbar.
Tatsächlich kann wohl niemand zuverlässig vorhersagen , wie sich die Welt bis 2030 entwickeln wird.
Fortec hat eine klare Vision und arbeitet an deren Umsetzung.
Den gesunkenen Aktienkurs haben einige Aktionäre zum Nachkauf genutzt, da der Kursrückgang für übertrieben gehalten werde.
Was die künftige Dividende betreffe, wolle man den weiteren Jahresverlauf abwarten.
Fortec sei jedoch dafür bekannt, kontinuierliche Dividenden zu zahlen.
(Ich hoffe, dass es im nächsten Jahr erneut für 0,85Euro/ Aktie reichen wird.
Ich habe mal nachgerechnet. Lt. Geschäftsbericht hat Fortec in den letzten 5 Geschäftsjahren 8,53 Euro/Aktie verdient und davon 3,60Euro als Dividende ausgeschüttet.
Bei einer Ausschüttungsquote von 50 % hat sich also schon ein Puffer angesammelt, den man nutzen könnte, falls das lfd. Geschäftsjahr eine Dividende von 0,85 Euro/ Aktie bei einer rechnerischen Ausschüttung von 50% nicht zulassen würde.
Fortec ist seit 1990 an der Börse und hat es bislang geschafft, eine konstante oder eine erhöhte Dividende zu zahlen.)
Angesprochen wurde auch das Thema Akquisitionen.
Etwas konkretes hierzu gab es nicht. Die bislang getätigten Aussagen hätten weiter Bestand.
Europa und die USA könnten hier Zielorte sein.
Zur Abstimmung über die Tagesordnungspunkte lag die Präsenz bei 1.284.369 Stimmen bzw. 39,51 %.
Allen Tagesordnungspunkt wurde zugestimmt.
Mein Fazit:
Die Senkung der Jahresprognose kam überraschend.
Oder doch nicht?
Denn einige Aktionäre hatten damit gerechnet und schlimmeres erwartet.
Die ganz aktuellen Zahlen deuten darauf hin, dass das 2. Halbjahr, wie prognostiziert, besser werden wird.
Fortec hat offenbar, die Produkte im Portfolio, nach denen die Kunden verlangen.
Dadurch wohl auch der gute Auftragseingang und Bestand.
Man arbeitet mit viel Engagement an interessanten Projekten und möchte das Unternehmen weiter voran bringen und neue Märkte erschließen.
Nach dem Eindruck, den ich heute gewonnen habe, dürfte das aktuelle Geschäftsjahr, mit einem Gewinn der an die Vorjahre nicht herankommen wird, eher eine Ausnahme darstellen.
Schon in dem ab dem 01.07.2025 beginnenden neuen Geschäftsjahr 2025/26 halte ich eine deutliche Erholung für denkbar.
Wie gesagt, mein persönlicher Eindruck. Denn keiner kann tatsächlich vorhersagen, wie sich die Wirtschaft vor dem Hintergrund von Zöllen, Gegenzöllen und Sanktionen sowie politischen Unsicherheiten entwickeln wird.
Dies trifft auch auf die Unternehmenslenker zu, von denen es jedoch möglichst zuverlässig verlangt wird.
Eine nachvollziehbare Korrektur und die Börse quittiert dies mit einem Kursrutsch, der nach meinem heutigen Besuch der HV für mich dann doch nicht so nachvollziehbar ist.
Vielleicht blicken wir in einem Jahr wieder optimistischer in die Zukunft und erfreuen uns erneut an einer Dividende von 0,85Euro/ Aktie
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