Tourismus als Börsenindikator
Tourismusdaten als Börsen-Frühwarnsystem? Der Fall der Moncler-Aktie
Ein Fondsmanager stieg bei Moncler rechtzeitig aus – gestützt auf Tourismusdaten. Die Daten zeigen offenbar frühzeitig, wenn das Interesse an Luxusgütern sinkt. Touristendaten als Börsen-Frühindikator? Die Hintergründe.
- Fondsmanager verkauft Moncler-Anteile basierend auf Tourismusdaten.
- Tourismusausgaben als Frühindikator für Luxusgüter.
- Analysten nutzen Global Blue-Daten für Marktanalysen.
- Report: Die USA haben fertig! 5 Aktien für den China-Boom

Während Anleger im Februar noch vom Höhenflug der Moncler-Aktie träumten – allein im Januar gab es rund 20 Prozent Gewinn – traf Fondsmanager Giles Parkinson eine überraschende Entscheidung: Er verkaufte sämtliche Anteile, berichtet CNBC.
Damit handelte der Chef-Aktienstratege des Vermögensverwalters Trinity Bridge entgegen dem Markttrend. Nicht Analystenberichte oder Unternehmenszahlen gaben ihm den Ausschlag, sondern die Ausgaben internationaler Touristen. Diese waren für ihn ein Frühindikator für eine bevorstehende Abkühlung in der Luxusbranche.
Frühzeitige Alarmsignale beim Zahlungsfluss
Im Zentrum seiner Analyse stand das Unternehmen Global Blue, das auf die Rückerstattung der Mehrwertsteuer für Touristen spezialisiert ist. Diese Daten sind vor allem im Luxussegment relevant, da mehr als die Hälfte der Käufe auf Reisende entfällt. Im Januar hatten die steuerfreien Verkäufe in Europa noch um 19 Prozent zugelegt, im Februar fiel das Wachstum auf nur noch 9 Prozent . Für Parkinson war klar: "Das war ein sauberer, ungestörter Datensatz – ohne Sondereffekte."
Auch in Japan, einem weiteren Hotspot für chinesische Luxuskäufer, gab es trotz saisonaler Effekte rund um das Neujahrsfest eine Abschwächung. Parkinson und sein Team interpretierten diese Signale als deutliches Warnzeichen für die gesamte Branche und entschieden sich zum Ausstieg.
Der Markt will Hoffnung – die Daten sagen jedoch etwas anderes.
Zu diesem Zeitpunkt waren die Erwartungen an der Börse ganz anders: Viele rechneten mit einer Erholung im Luxussegment nach einem schwachen Schlussquartal 2024, doch Parkinsons datenbasierte Analyse zeichnete ein anderes Bild – und sollte Recht behalten.
Am 5. März wurden die schwachen Februardaten von Global Blue öffentlich. In der Folge begann die Aktie von Moncler zu sinken. Bis Ende März verlor sie über 14 Prozent an Wert.









Ernüchterung in der Bilanz
Am 16. April legte Moncler seine Quartalszahlen vor und bestätigte damit die skeptische Prognose. Der Umsatz stieg im ersten Quartal 2025 lediglich um ein Prozent auf 829 Millionen Euro. Die Moncler-Hauptmarke kam auf ein Wachstum von lediglich 2 Prozent , in der wichtigen Region EMEA (Europa, Naher Osten, Afrika) gingen die Erlöse sogar um 1 Prozent zurück.
Auch die aktuellen Global-Blue-Daten für den Monat März, die am 9. April veröffentlicht wurden, zeigen mit nur noch 7 Prozent Wachstum weiterhin nach unten.
Touristendaten als Börsenthermometer
Parkinson ist nicht der Einzige, der solche alternativen Datenquellen nutzt. Auch Analysten der Deutschen Bank und von RBC Capital Markets beziehen Informationen von Global Blue in ihre Bewertungen ein. RBC-Analyst Daniel Perlin bezeichnet sie gegenüber CNBC als "starken Proxy für wichtige europäische und asiatische Märkte" – gerade bei Konsum- und Zahlungsdienstleistern.
Bernstein-Analyst Luca Solca bezeichnet Global Blue zwar als "absoluten Marktführer" bei tax-free Shopping-Daten, mahnt aber zur Einordnung: Die Zahlen seien ein wichtiges, aber eben nur eines von vielen Puzzlestücken im Investmentprozess.
*ab 500 Euro Ordervolumen, zzgl. marktüblicher Spreads und Zuwendungen
Autor: Ferdinand Hammer, wallstreetONLINE Redaktion
