Industrietochter
Toyota Industries: Kursrutsch nach Plänen zum Börsenrückzug
Toyota will seine Industrietochter überraschend von der Börse nehmen und plant dazu eine Milliardenofferte. Das Angebot liegt jedoch deutlich unter dem aktuellen Börsenkurs. Die Aktie bricht daraufhin ein.
- Toyota plant Rückzug von Börse für 33 Mrd. USD.
- Angebotspreis liegt unter aktuellem Börsenkurs.
- Analysten kritisieren unattraktives Angebot stark.
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Die Aktie von Toyota Industries ist am Mittwoch zeitweise um über 13 Prozent eingebrochen, was laut CNBC den stärksten Tagesverlust seit zehn Monaten darstellt. Auslöser ist ein überraschender Rückzugsplan: Die Toyota-Gruppe will ihre Industrietochter für umgerechnet rund 33 Milliarden US-Dollar von der Börse nehmen.
Das Angebot liegt deutlich unter dem Börsenkurs
Der weltweit umsatzstärkste Automobilhersteller wird im Rahmen einer komplexen Transaktion im Wert von 4,7 Billionen Yen (33 Milliarden US-Dollar) seinen Zulieferer Toyota Industries privatisieren und 16.300 Yen pro Aktie bieten. Das ist deutlich weniger als der Schlusskurs von 18.400 Yen am Dienstag vor Bekanntgabe der Transaktion.
Im Rahmen der Transaktion plant die Toyota-Gruppe die Gründung einer neuen Holdinggesellschaft. In diese sollen die Immobilienfirma Toyota Fudosan rund 180 Milliarden Yen und Toyota-Vorstandschef Akio Toyoda eine Milliarde Yen einbringen. Toyota Motor wird sich mit rund 700 Milliarden Yen in Form von stimmrechtslosen Vorzugsaktien beteiligen.
Weitere Mittel werden über Kredite der Sumitomo Mitsui Banking Corporation, der MUFG Bank und der Mizuho Bank bereitgestellt.
Doch von Analysten kommt Kritik: Arun George von SmartKarma bezeichnete das Angebot als "unattraktiv", da es unter der von unabhängigen Beratern ermittelten Bewertungsspanne liege. Trotz
wiederholter Bitten der Sonderkommission habe der Bieter den Angebotspreis nicht angehoben.
Strategische Neuausrichtung mit Risiken
Die Offerte kommt zu einem brisanten Zeitpunkt. In Japan steigt der Druck auf Konzerne, alte Beteiligungsstrukturen aufzulösen. Regulierer und Investoren fordern ein Ende der oft jahrzehntelangen Verflechtungen zwischen Konzernen, da diese als innovationshemmend und intransparent gelten. Auch die japanische Finanzaufsicht drängt zunehmend auf mehr Eigenständigkeit der Unternehmen.
Toyota Industries, einst Muttergesellschaft des heutigen Autogiganten Toyota Motor, steht symbolisch für diese engen Verflechtungen. Bereits im Jahr 2005 hatte die Gruppe auf Querbeteiligungen gesetzt, um sich vor feindlichen Übernahmen zu schützen. Nun sollen diese Strukturen offenbar schrittweise zurückgebaut werden."Wir erwarten künftig weitere solcher Entflechtungen innerhalb der Toyota-Gruppe", so Kei Okamura, Portfoliomanager bei Neuberger Berman, gegenüber CNBC.
Okamura zufolge ist der Schritt langfristig positiv zu bewerten. Wenn Toyota durch den Rückzug Mittel freisetzen und diese gezielt in Wachstum investieren könne, verbessere das auch die Kapitalrendite. Toyota Industries ist heute breit aufgestellt – von Gabelstaplern über Motoren bis zu Elektronikkomponenten.
Doch der Zeitpunkt bleibt heikel. Die globale Autoindustrie steht unter Druck – nicht zuletzt wegen geopolitischer Spannungen. Neue Zölle in den USA – zuletzt hatte Präsident Donald Trump im April 25 Prozent Einfuhrabgaben auf Autos angekündigt – würden Toyota besonders hart treffen. Das Unternehmen ist stark vom US-Markt abhängig.
Der Rückzug ist deshalb nicht nur ein Zeichen für den Rückbau alter Strukturen, sondern auch ein Signal für eine neue strategische Ausrichtung in unsicheren Zeiten. Anleger sehen darin derzeit eher Risiken als Chancen.
*ab 500 Euro Ordervolumen, zzgl. marktüblicher Spreads und Zuwendungen
Autor: Ferdinand Hammer, wallstreetONLINE Redaktion
