Währungswende
Der Yen auf Rekordkurs: Droht eine Krise für japanische Aktien?
Laut Mitsuhiro Furusawa, einem ehemaligen Währungsdiplomaten Japans, wird der Yen bis zum Jahresende voraussichtlich auf etwa 135 bis 140 Yen pro US-Dollar steigen.
- Yen könnte bis Jahresende auf 135-140 steigen.
- US-Politik wird Yen-Schwächung nicht aktiv unterstützen.
- Starker Yen belastet Exporteure, fördert Importeure.
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Furusawa, der auch bis 2021 stellvertretender Direktor des Internationalen Währungsfonds war, erklärte in einem Interview, dass es wenig Sinn mache, den US-Dollar absichtlich zu schwächen. Er fügte hinzu, dass die Zölle, die bereits als Hauptinstrument in Handelsverhandlungen dienen, weiterhin im Fokus stünden, nicht die Währungen.
An den Märkten wird spekuliert, dass Präsident Donald Trump Japan unter Druck setzen könnte, den Yen zu schwächen, um den US-Exporten zu helfen. Furusawa bezweifelt jedoch, dass die US-Politik in dieser Hinsicht aktiv werden wird. "Es ist nicht einfach für politische Entscheidungsträger, den US-Dollar absichtlich zu schwächen", sagte er. Zudem wolle die US-Regierung einen weiteren Anstieg des Dollar vermeiden, da dies die Exporte belasten könnte. Japan hingegen wolle verhindern, dass ein zu schwacher Yen die Inflation anheizt, so Furusawa.
Ein weiterer Faktor, der den Yen stützen dürfte, ist die geldpolitische Divergenz zwischen den USA und Japan. Während die Federal Reserve voraussichtlich Zinssenkungen vornehmen wird, strebt die Bank of Japan (BOJ) an, die Zinsen weiter zu erhöhen. Der Gouverneur der BOJ, Kazuo Ueda, hatte kürzlich erklärt, dass die Bank die Zinsen anheben werde, wenn die wirtschaftlichen Verbesserungen die Inflation auf Kurs halten, um das Ziel von zwei Prozent dauerhaft zu erreichen. Eine Pause bei den Zinserhöhungen signalisiere er jedoch, bis es mehr Klarheit über die Auswirkungen von Trumps Zöllen gibt.
Furusawa sieht auch die Möglichkeit, dass Japan mit den USA ein umfassendes Handelsabkommen erzielt, das die Unsicherheit verringern und die Wirtschaft ankurbeln könnte. "Wenn wir solche positiven Entwicklungen sehen, könnte die BOJ die Zinssätze in der zweiten Hälfte dieses Jahres wieder anheben", erklärte Furusawa und prognostizierte, dass der Yen bis zum Jahresende auf etwa 135 bis 140 Yen pro US-Dollar steigen wird. Am Freitag notierte der Yen bei 143,90 zum US-Dollar.
Die Bank of Japan plant eine mögliche Erhöhung ihres Leitzinses, der derzeit bei 0,5 Prozent liegt, auf über 1 Prozent. Allerdings sei es unsicher, ob dieses Ziel erreicht werden könne, sagte Furusawa. Japan führt derzeit auch Gespräche mit den USA, um Zugeständnisse bei den Automobilzöllen zu erreichen. Es wird erwartet, dass beide Seiten versuchen, bis zum G7-Gipfel Mitte Juni eine Einigung zu erzielen.
Finanzminister Katsunobu Kato hatte kürzlich für Aufsehen gesorgt, als er erklärte, Japan könne seine Bestände an US-Staatsanleihen in Höhe von mehr als einer Billion US-Dollar als Druckmittel in den Handelsgesprächen einsetzen.
Furusawa wies darauf hin, dass es zwar normal sei, solche Taktiken in Verhandlungen zu verwenden, es aber fraglich sei, ob Japan diese tatsächlich als Verhandlungsinstrument nutzen könne. Eine solche Drohung könnte negative Folgen haben, indem sie Trump verärgert und die Handelsgespräche gefährdet.
Auswirkungen auf die Märkte
Ein starker Yen hat gemischte Auswirkungen auf den japanischen Aktienmarkt. Für exportorientierte Unternehmen wie Automobilhersteller und Elektronikriesen kann ein stärkerer Yen problematisch werden. Firmen wie Toyota, Honda oder Sony, die auf internationale Märkte angewiesen sind, sehen ihre Produkte im Ausland teurer, was die Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigen kann. Zudem werden ihre Auslandsgewinne durch den Währungsumtausch geschmälert, was zu einem Rückgang der Gewinne führen könnte. Infolgedessen könnte dies den Aktienkurs dieser Unternehmen belasten.
Auf der anderen Seite profitieren Unternehmen, die auf den Import von Rohstoffen und Waren angewiesen sind. Ein stärkerer Yen macht importierte Materialien günstiger, was die Produktionskosten senkt. Insbesondere Unternehmen in den Bereichen Energie und Rohstoffverarbeitung könnten von dieser Entwicklung profitieren, was sich positiv auf ihre Margen und Gewinne auswirkt.
Autor: Nicolas Ebert, wallstreetONLINE Redaktion
