"Beige Book"
Fed-Bericht: US-Wirtschaft gerät ins Stocken – Preise steigen wegen Zöllen
Die US-Wirtschaft hat im Mai deutlich an Schwung verloren. Die Fed registriert schrumpfende Aktivität, flache Beschäftigung und steigende Preisrisiken, vor allem wegen Trumps Zollpolitik.
- US-Wirtschaft verliert Schwung, Aktivität stagniert.
- Zollpolitik Trumps treibt Preise und Unsicherheit hoch.
- Arbeitsmarkt schwächelt, Löhne steigen nur moderat.
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Die US-Wirtschaft ist im Mai spürbar ins Stocken geraten. Das geht aus dem am späten Mittwoch veröffentlichten Konjunkturbericht der US-Notenbank, dem so genannten Beige Book, hervor. Neun der zwölf regionalen Fed-Bezirke meldeten laut Bericht entweder stagnierendes Wachstum oder sogar Rückgänge der wirtschaftlichen Aktivität. Nur drei Regionen berichteten von leichtem Wachstum.
Unternehmen wie Haushalte zeigten sich demnach deutlich zögerlicher bei Investitionen und Ausgaben. Ein Ergebnis, das die Fed auf die zunehmende wirtschaftliche und politische Unsicherheit zurückführt.
Ein zentrales Thema des Berichts ist die Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump. Die nunmehr wieder verschärften Handelsbarrieren, insbesondere die jüngste Verdopplung der US-Zölle auf Stahl und Aluminium, hinterlassen deutliche Spuren. Der Begriff "Zölle" taucht im aktuellen Beige Book 122-mal auf – eine weitere Steigerung gegenüber den 107 Nennungen im April.
Viele Unternehmen berichteten, dass sie bereits begonnen haben, zollbedingte Kosten in ihre Preise einzuarbeiten oder gesonderte Zuschläge auszuweisen. In mehreren Fällen wurden Preise im Vorgriff auf künftige Zölle erhöht – und nicht wieder gesenkt, selbst nachdem einzelne Zölle zurückgenommen wurden.
Die Folge sind steigende Kosten und ein zunehmend pessimistischer Ausblick. In mehreren Distrikten wird mit "starken" bis "substanziellen" Preissteigerungen gerechnet. Der Einzelhandel verzeichnete bereits Rückgänge beim Verkauf nicht lebensnotwendiger Konsumgüter. Ein Restaurantbesitzer in Kentucky beobachtete, dass Gäste zwar weiterhin kommen, aber nun häufiger auf Vorspeisen und Desserts verzichten. Auto- und Maschinenbauer klagten über sinkende Nachfrage, teils wegen Vorzieheffekten im Zuge geplanter Zölle, teils wegen allgemeiner Konsumzurückhaltung.
Auch der Arbeitsmarkt zeigt Schwäche. Beschäftigung sei laut Bericht "weitgehend flach", vielerorts wurden Einstellungsstopps oder Kürzungen der Arbeitszeit gemeldet. Zwar gebe es vereinzelt neue Stellen, doch insgesamt habe sich die Nachfrage nach Arbeitskräften spürbar abgeschwächt. Das deckt sich mit dem ADP-Jobbericht vom Mittwoch, der angezeigt hat, dass der US-Arbeitsmarkt zum Stillstand gekommen ist.
Die Löhne stiegen nur noch "moderat". In manchen Regionen wie Boston äußerten sich Befragte zugleich optimistisch, dass eine Lösung der handelspolitischen Unsicherheit neue Dynamik bringen könne, während andere pessimistisch blieben. Die wirtschaftliche Abkühlung trifft die Fed zu einem heiklen Zeitpunkt. Obwohl der PCE-Preisindex im April mit 2,1 Prozent nur knapp über dem Inflationsziel lag, mehren sich die Hinweise auf eine Stagflation, also eine Kombination aus sinkendem Wachstum und steigender Inflation.
Die nächste Zinssitzung der Fed findet am 17. und 18. Juni statt. Dort wird die Notenbank genau abwägen müssen, ob sie den Leitzins angesichts der sich abzeichnenden Wachstumsrisiken stabil lässt oder bald doch auf Lockerungskurs geht.
Autor: Ingo Kolf, wallstreetONLINE Redaktion
