Massive Gefahr für US-Aktien
"Untragbare Haushaltslage": US-Bonds brechen ein – "Kontra-Trade des Jahres"
Trumps Steuerreform schürt Defizit-Ängste und die Renditen 30-jähriger US-Bonds explodieren. Investoren fliehen aus dem US-Markt.
- Trumps Steuerreform könnte US-Defizit massiv erhöhen.
- Renditen 30-jähriger US-Bonds steigen auf 5,15%.
- Investoren fliehen aus US-Markt, Angst vor Schuldenkrise.
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Langlaufende US-Staatsanleihen gerieten zuletzt massiv unter Druck. Die Rendite 30-jähriger Treasuries schnellte auf 5,15 Prozent nach oben – der stärkste Tagesanstieg seit 2023 und der höchste Stand seit 2007. Anleger sorgen sich zunehmend um die fiskalische Stabilität der USA, ausgelöst durch US-Präsident Donald Trumps neue Steuerpläne, die vergangene Woche das Repräsentantenhaus passiert haben. Der Entwurf sieht massive Steuersenkungen vor, würde aber laut Prognosen das US-Defizit in den nächsten zehn Jahren um bis zu 4 Billionen US-Dollar ausweiten. Der Senat muss dem Gesetz jetzt allerdings noch zustimmen.
"Wir haben eine untragbare Haushaltslage, die zu einer sehr schwierigen Dynamik an den Anleihemärkten führt, wo wir höhere Zinsen zahlen müssen, um unsere Schulden zu bedienen", warnte Shai Akabas vom Bipartisan Policy Center bei Yahoo Finance.
Die Reaktion kam prompt. US-Staatsanleihen wurden abverkauft – obwohl sie in Krisenzeiten eigentlich als sicherer Hafen gelten. Investoren befürchten eine strukturelle Schuldenkrise. Jeremy Schwartz von WisdomTree bringt es auf den Punkt: "Wenn die Zinsen aufgrund der Angst vor dem Defizit in die Höhe schnellen und wir die Ausgaben nicht tatsächlich senken, ist das eines der wesentlichen Abwärtsrisiken."
Doch nicht alle sehen in der aktuellen Entwicklung nur Gefahr. Michael Hartnett von der Bank of America (BofA) sagt, dass die Zeit für einen "ultimativen konträren Trade" in diesem Jahr gekommen sei. In seinem "Flow Show"-Bericht verweist er auf die "demütigend" niedrige rollierende 10-Jahres-Rendite bei US-Staatsanleihen – ein Niveau, das zuletzt bei Aktienrenditen 2009 und bei Rohstoffen 2018 zu sehen war.
Langfristige Bonds seien "so unbeliebt wie nie", was gerade jetzt ein Einstiegssignal sei. Renditen über 5 Prozent seien zwar negativ für die finanzialisierte US-Wirtschaft, doch auch ein Anreiz, das Schuldenproblem endlich zu adressieren.
Brett Ryan von der Deutschen Bank sieht wenig Grund zur Entwarnung. "Der Gesetzentwurf des US-Repräsentantenhauses ist wahrscheinlich die Untergrenze für die Höhe der Defizite." Die tatsächlichen Ausgabenkürzungen dürften – wenn überhaupt – erst nach Trumps Amtszeit greifen. "Wird das jemals passieren?", fragt er zweifelnd.
Weitere Belastung kam aus Fernost. In Japan warnte Premierminister Shigeru Ishiba vor der dortigen Haushaltslage – auch das setzte US-Bonds unter Druck. Joe Hegener von Asterozoa Capital spricht von einem "erheblichen Risiko" für US-Aktien und die Gesamtwirtschaft. "Am langen Ende der Kurve herrscht enorme Unsicherheit.
Heather Boushey, ehemalige Beraterin im Weißen Haus, zieht ein düsteres Fazit: "Es gibt hier keine guten Nachrichten. Die Botschaft des Anleihemarktes ist klar: 'Lasst uns diesen Weg nicht weitergehen.'"
Autorin: Gina Moesing, wallstreetONLINE Redaktion
